Chronik der Fasstrinker Höckelheim e.V.
Es begab sich aber im Jahre 1993, dass sich acht Mitglieder des Junggesellenvereines Höckelheim, die auch eng freundschaftlich und nachbarschaftlich verbunden waren, nach Abschluss der Bundesligasaison 1992/1993, die Werder Bremen als Deutscher Meister und Bayer Leverkusen als Deutscher Pokalsieger beendeten, versammelten, um bei herzhaft Gegrilltem und kühlen Getränken die abgelaufenen Saison noch einmal „Revue passieren“ zu lassen.
Die anwesenden Herren waren Unterstützer unterschiedlicher Fußballvereine:
Holger Arnemann und Ulrich Körber – Borussia Dortmund
Ralf Koch und Heiko Makowski – Borussia Mönchengladbach
Jürgen Hinzmann und Axel Thebes – Bayern München
Lars Henning – Eintracht Frankfurt
Sogar Burkhard Rien als Fan des skandalträchtigen Vorstadtvereins Schalke 05 gehörte diesem Kreis an.
Foto: Die Fasstrinker im Jahre 2004 - hinten von links nach rechts: Jürgen Hinzmann, Ulrich Körber, Thomas Arnemann, Lars Henning, Axel Thebes - vorne von links nach rechts: Burkhard Rien, Ralf Koch, Heiko Makowski, Holger Arnemann
Diese unterschiedlichen Vorlieben taten dem harmonischen und beschwingten Ablauf des Abends keinen Abbruch, hatte doch auch niemand der Herren wirklich etwas zu feiern, denn einen Titel gewann keiner der favorisierten Vereine.
Dennoch nahm sich Jürgen Hinzmann die Titellosigkeit einer bayerischen Traditionsmannschaft so sehr zu Herzen, dass er allen eine Wette vorschlug: Nächstes Jahr gewinnen die Bayern zwei (2) von drei (3) möglichen Titeln. Also Deutsche Meisterschaft, Deutscher Pokalsieg oder Europapokalsieg. Der Wetteinsatz: ein 50 l Fass Bier. Diese Wette nahm Ulrich Körber ohne zu zögern sofort an. Erst später wurde allen klar, dass damit eine Wette für die Ewigkeit geschlossen wurde.
So trafen sich die Fußballfreunde auch im folgenden Jahr wieder im Garten von Holger Arnemann, um die abgelaufene Saison zu diskutieren und den Wetteinsatz von Jürgen Hinzmann einzulösen, da die Mannschaft südlich des Weißwurstäquators 1994 lediglich die Deutsche Meisterschaft erringen konnte. Da die Wette also nur knapp verloren ging, wettete Jürgen Hinzmann erneut um den gleichen Einsatz mit Ulrich Körber.
Da es seiner Lieblingsmannschaft auch 1995 nicht gelang zwei Titel zu gewinnen, wurde Jürgen Hinzmann dermaßen vom Ehrgeiz gepackt, die Wette auch einmal zu gewinnen, dass er die Wette auf Lebenszeit mit Ulrich Körber einging.
Daher trafen sich die acht Fußballfreunde von nun an regelmäßig einmal im Jahr im Garten von Holger Arnemann nach dem Ende der Bundesligasaison, um den Wetteinsatz einzulösen. Dabei wurde es eine lieb gewonnene Gewohnheit, jedes Jahr einen anderen Gast zu ehren und zu dieser Feier einzuladen.
Als sich im Jahre 1997 der ebenfalls dort wohnende Bruder von Holger Arnemann, nämlich Thomas Arnemann, aber eigentlich doch mehr dessen Verlobte, massiv über die Feier beschwerte, wurde beschlossen Thomas Arnemann im Jahr 1998 als Gast einzuladen, um so allen möglichen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen. Fortan war Thomas Arnemann als Fan des Hamburger SV ein fester Bestandteil der Gruppe.
Es dauerte nicht lange, und es reifte die Idee, auch mal gemeinsam ein Spiel der Fußball-Bundesliga zu besuchen. Und schon 1999 fand die erste Fußballfahrt mit der Deutschen Bundesbahn nach Bremen statt. Es sollte von nun an jedes Jahr eine Fußballfahrt stattfinden, die die Fasstrinker schon in die Stadien nach Hannover, Wolfsburg, Hamburg, Braunschweig, Frankfurt und Dortmund führte. Lieblingsziel ist und bleibt jedoch Hannover – nicht wegen Hannover 96, aber die kurze Anreise macht dieses Ziel so attraktiv.
Groß war die Freude bei Jürgen Hinzmann, als er erstmalig im Jahre 2000 als Gewinner der Wette seine Fußballfreunde einladen konnte. Im Laufe dieses Abends reifte dann die Idee heran, doch einen Verein zu gründen, um auch die Dorfgemeinschaft aktiv zu fördern.
Aufgrund anhaltender vielleicht nicht ganz unberechtigter Kritik aus dem Kreise der Nachbarn von Holger und Thomas Arnemann wurde entschieden, einen neuen Veranstaltungsort für das Einlösen der Wette zu suchen, um ungestört und in Ruhe, ohne Nachbarn zu belästigen, dem Anlass der Wette auf den Grund zu gehen. Es passte sich gut, dass der Kamerad Heiko Makowski nach seiner Hochzeit und seinem Umzug in die Bierstadt Einbeck über ein Grundstück verfügte, dass allen Anforderungen mehr als genügte.
So wurde erstmalig am 07.06.2002 die Wette in Einbeck eingelöst. Holger Arnemann hatte zu diesem Zeitpunkt alles Notwendige vorbereitet, um auch gleichzeitig die Gründungsversammlung des Vereins vornehmen zu können. Auch der Name des neu zu gründenden Vereins war schnell gefunden: Die Fasstrinker Höckelheim
Es fanden dann auch die ersten Vorstandswahlen statt: Ulrich Körber (1. Vorsitzender), Jürgen Hinzmann (2. Vorsitzender), Lars Henning (Kassenwart) und Holger Arnemann (Schriftführer). Um die anderen Vereinskameraden auch in das aktive Vereinsleben zu integrieren wurden weitere äußert wichtige Posten vergeben: Presse- und Öffentlichkeitsreferent (Ralf Koch), Vereinsarchivar (Axel Thebes), Ausflugskoordinator (Thomas Arnemann), Gerätewart (Burkhard Rien) und Versorgungsbeauftragter (Heiko Makowski)
Noch im selben Jahr wurde der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht Northeim eingetragen und führt fortan den Namen „Die Fasstrinker Höckelheim e.V.“.
Jetzt war auch jährlich eine Jahreshauptversammlung durchzuführen, in deren Anschluss ein „Bunter Abend“ für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger veranstaltet wurde. So wurden z.B. in Lichtbildervorträgen die Aktivitäten des abgelaufenen Jahres vorgeführt. Das beinhaltete nicht nur die Vereinsaktivitäten, sondern auch die Aktivitäten des gesamten Dorfes.
Schnell war da natürlich die Idee geboren, am Rosenmontagsumzug 2003 mit einem eigenen Motivwagen der Fasstrinker Höckelheim und nicht in unterschiedlichen Gruppen teilzunehmen. Auch hier musste nicht lange über das Motiv des Wagens nachgedacht werden: Es wurde ein Eisenbahnwaggon im Stile der 60er Jahre gebaut, um so die Reisefreudigkeit des Vereins zu demonstrieren.
Im Jahre 2003 nahm der neu gegründete Verein dann auch erstmalig an den „Spiele in Grenzen“ um den Höckelheimer Dorfpokal teil. Aufgrund urlaubsbedingter Abwesenheit musste die Mannschaft um den Gastspieler Klas Struzina ergänzt werden, um die Sollstärke von sechs Mitspielern und einem Ersatzspieler zu erreichen. In einer wahren Hitzeschlacht hatten sich die Fasstrinker die Kräfte am besten eingeteilt und den Sieg davon getragen, so dass der Mannschaftskapitän Jürgen Hinzmann den von Ortsoberbürgermeister Gerhard Härtel überreichten Pokal in den sonnenüberströmten blauen Höckelheimer Himmel recken konnte. Der unerwartete aber doch verdiente Sieg der Mannschaft der Fasstrinker Höckelheim wurde bis spät in die Nacht auf dem Höckelheimer Sportplatz gebührend gefeiert.
Damit war aber auch allen Kameraden klar, dass der Ausrichter der Spiele in Grenzen im nächsten Jahr „Die Fasstrinker Höckelheim e.V.“ heißt.
Foto: Die Siegermannschaft 2003 - hinten von links nach rechts: Axel Thebes, Ralf Koch, Thomas Arnemann, Klas Struzina - vorne von links: Ulrich Körber und Jürgen Hinzmann
So gab es im Jahre 2004 neben dem Einlösen der Wette, jetzt auch kurz Fasstrinken genannt, eine zweite Großveranstaltung die vom Verein gestemmt werden musste. Akribisch gingen die neun Mitglieder dann auch an die Vorbereitung der „Spiele in Grenzen“. Kein leichtes Unterfangen für einen Verein mit neun Mitgliedern, denn neben der Mannschaft bestehend aus sechs Mitspielern mussten auch noch Schiedsrichter gestellt werden. Auch die Bewirtung der zu Hunderten erschienenen Gäste musste bewältigt werden. Familie und Freunde halfen schließlich den Aktiven der Fasstrinker bei den Spielen. Niemals Vorher und auch nicht später ist gelungen, zehn (10) Vereine zur Teilnahme an den „Spiele in Grenzen“ zu bewegen. Neben dem beliebten Klassiker „Fassrollen“ mussten die Spieler u.a. auch ihre geistige Kondition beim Quiz „Wer wird Millionär“ unter Beweis stellen. Trotz einiger Regenunterbrechungen konnte die Durchführung und Organisation der „Spiele in Grenzen“ als voller Erfolg angesehen werden, die Fasstrinker hatten Spaß ohne Grenzen.
Im Jahre 2004 wurde dann anlässlich der Weihnachtsfeier des Sparclubs der Gastwirtschaft „Deutsches Haus“ eine Tombola durchgeführt, bei der der Kassenwart Lars Henning zur Überraschung aller den ersten Preis gewann. Der erste Preis bestand in einem ein-wöchigen Aufenthalt im Ferienhaus von Karl-Heinz Bohn aus Hillerse in Szölösgyörök in Ungarn. Schnell waren sich alle Vereinsmitglieder einig, Lars Henning auf dieser Reise zu begleiten. Da Kultur und Bildung im Vordergrund stehen sollten, wurde beschlossen, eine Studienfahrt zum Thema „Untersuchungen zum Einfluss der ungarisch-finnischen Sprache auf die deutsche Dichtkunst des 20. Jahrhunderts“ durchzuführen. Der Spender des ersten Preises, Karl-Heinz Bohn, kümmerte sich umgehend um eine adäquate Unterkunft für die Fahrtteilnehmer, da seine Ferienwohnung nur Platz für maximal vier Personen bietet. So wurde dann die Familie Zoltán zu Herbergseltern für den Verlauf der Reise
Da passte es sich sehr gut, dass am Tag vor dem Abflug nach Budapest auch noch ein Spiel im Rahmen des Confederations-Cups, nämlich Mexiko gegen Brasilien, stattfand. Schnell war klar: erst am Sonntag zum Fußball, dann montags nach Ungarn. Und so kam es dann, dass nach einem überaus interessanten Fußballspiel die Nacht in einer Sportsbar im Hannoveraner Flughafen verbracht werden musste, was die Kondition der Reisegruppe arg strapazierte. So traf die Reisegruppe aus Höckelheim dann doch übermüdet am Montagvormittag in Budapest ein. Thomas Arnemann und Burkhard Rien konnten nicht an der Reise teilnehmen, da sie ihren Arbeitsverpflichtungen nachgehen mussten. Am Flughafen angekommen wurde die Reisegruppe von Verwandten und Bekannten der Familie Palczert ins Quartier nach Szölösgyörök gebracht, schon während der Anreise begannen die Studien.
Foto: Studienfahrtteilnehmer 2005 - von links nach rechts: Ulrich Körber, Holger Arnemann, Ralf Koch, Axel Thebes, Jürgen Hinzmann, Heiko Makowski, Lars Henning
Während des knapp einwöchigen Aufenthalts erfuhren die Vereinsmitglieder viel Neues über die ungarische Kultur und Geschichte, wobei sich Jürgen Hinzmann intensiv dem Studium der ungarischen Sprache widmete, während Heiko Makowski sich mehr der Esskultur und Nahrungsforschung widmete. Die übrigen Reisteilnehmer legten ihr Hauptaugenmerk auf kosmopolitische Themen wie Weinanbau und Obstveredelung, so lenkte Ralf Koch z.B. sein Hauptaugenmerk auf die privaten Personenbeförderungsunternehmen und insbesondere die soziale Absicherung der Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer. So trug die Studienfahrt erheblich zur Bewusstseinserweiterung bei.
Neben dem Fasstrinken war nun auch jährlich eine Jahreshauptversammlung durchzuführen, es gab jedoch aufgrund anderweitiger Verpflichtungen oder Schichtarbeit der Vereinsmitglieder immer wieder Schwierigkeiten, einen Termin zu finden. Schließlich einigte man sich in der Jahreshauptversammlung am Karfreitag des Jahres 2005 darauf, die Jahreshauptversammlung künftig jedes Jahr regelmäßig am Karfreitag in der Vereinsgaststätte „Deutsches Haus“ durchzuführen.
Beflügelt vom Sieg bei den Höckelheimer „Spiele in Grenzen“ wird seit 2005 beim jährlichen Fasstrinken auch ein vereinsinternes „Spiele in Grenzen“ veranstaltet, bei dem der Sieger einen von Heiko Makowski gestifteter Wanderpokal erringen kann.
Zur Pflege des Volks- und Brauchtums sowie zur Förderung der Dorfgemeinschaft entschlossen sich die Fasstrinker im Jahre 2007 zur Weihnachtszeit ein gemeinsames Singen bekannter weihnachtlicher Lieder zu veranstalten. Gemeinsam mit Höckelheimerinnen und Höckelheimern, bei musikalischer Unterstützung durch den Feuerwehrmusikzug Höckelheim und den Posaunenchor Höckelheim, wurde die durch das gemeinsame Singen der Weihnachtslieder erzeugte besinnliche vorweihnachtliche Stimmung bei Glühwein und Bratwurst noch verstärkt.
Ein schwerer Schicksalsschlag erschütterte die Vereinsgemeinschaft als im Jahre 2009 der 2. Vorsitzende und Initiator der Wette, die ja die Grundlage für die Vereinsgründung bildete, Jürgen Hinzmann viel zu früh nach langer schwerer Krankheit verstarb. Heiko Makowski übernahm das Amt des 2. Vorsitzenden und stellte sich auch als Wettpate uneigennützig zur Verfügung.
So kamen die verbliebenen Vereinsmitglieder schnell überein, zur inneren seelischen Reinigung in Klausur in das Kloster Kreuzberg zu gehen. Da eine Übernachtung im Kloster selbst zu dem vorgesehenen Termin nicht möglich war, wurde eine Unterkunft im nahe gelegenen Landgasthof „Zum Stern“ in Poppenhausen/Rhön gebucht, um zumindest tagsüber in Klausur gehen zu können. Bei der Anreise mit einem Mini-Bus ergriffen die Fasstrinker auch gleich die Gelegenheit den Ort Poppenhausen in Unterfranken zu besuchen und die fast verbrauchten Getränkevorräte aufzufüllen. Innerlich gereinigt unternahmen die Fasstrinker noch eine Bergwanderung zur Wasserkuppe, bevor der Heimweg nach Höckelheim angetreten wurde.
Im Jahre 2012 konnten die Fasstrinker erneut ihr Organisationstalent beweisen und ein zweites Mal die „Spiele in Grenzen“ um den Dorfpokal ausrichten. Im Jahr zuvor wurde die Mannschaft der Fasstrinker zwar knapp vom Sportverein geschlagen, jedoch verzichtete dieser auf eine Ausrichtung der Spiele, so dass die Fasstrinker spontan ihre Bereitschaft hierzu signalisierten, auch um das Interesse und den Wettbewerb selbst am Leben zu halten.
Seit 2014 wird bei den „Spiele in Grenzen“ eine gemeinsame Mannschaft mit dem Fassnachtsverein „Die Höckel’schen“ gebildet.
Die Fasstrinker wünschen sich für die Zukunft weiterhin viel Spaß ohne Grenzen bei ihren vielfältigen Vereinsaktivitäten und immer eine Handbreit Bier im Glas.