Wenn am 1. Dezember das erste Türchen am Adventskalender aufgemacht wird, dann ist Advent. Obwohl er manchmal schon am 27. November beginnt oder erst am 3. Dezember, damit der 1. Advent auf einen Sonntag fällt. Spätestens dann geht es auch um die Frage der Wünsche und Geschenke. Für den Einzelhandel beginnt der Advent schon vor den Herbstferien mit Lebkuchen und Spekulatius, Schokolade und Marzipan. Die Genüsse des Weihnachtsfestes sind schon vorher verfügbar. Einige Menschen warten noch bis Weihnachten, aber seien wir ehrlich: Die meisten naschen schon vorher. 

Erst seit dem 16. Jahrhundert ist Advent im Dezember. Tausend Jahre lang zuvor begann der Advent am Martinstag, also am 11. November. Dann folgte eine 40-tägige Fastenzeit bis zum Epiphaniastag am 6. Januar. Das waren also acht Wochen abzüglich der fastenfreien Sonn- und Feiertage und damit insgesamt 40 Tage. Denn auch Jesus fastete 40 Tage in der Wüste und das Volk Israel war 40 Jahre in der Wüste unterwegs. In der orthodoxen Kirche in Ländern wie Russland und Griechenland gibt es gar keinen Advent wie bei uns, sondern ebenfalls eine Fastenzeit, die am 15. November beginnt und am 24. Dezember endet. Weihnachten feiert man dort allerdings auch erst am 6. Januar. Und die ersten Jahrhunderte nach Christus bis ins 6. Jahrhundert hinein gab es kein Weihnachtsfest wie bei uns heute und auch keine Adventszeit. 

Unser Advent ist ziemlich modern. Viele unserer Adventsbräuche stammen gerade mal aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Der erste gedruckte Adventskalender erschien 1902. Um 1920 gab es die ersten Adventskalender mit Türchen zum Öffnen. Und erst seit 1958 ist manchmal Schokolade drin. Den ersten Adventskranz hing Pfarrer Johann Hinrich Wichern 1839 im „Rauhen Haus“ in Hamburg auf. Er war aus Holz und hatte 23 Kerzen, 19 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage. In den orthodoxen Kirchen haben die Adventskränze sechs Kerzen, denn die orthodoxen Christen bereiten sich sechs Wochen auf das Fest vor. 

Der Ursprung des Wortes Advent liegt in der lateinischen Sprache. Es kommt von "advenire", was Erwartung oder Ankunft bedeutet. Übertragen handelt es sich beim Advent also um eine Vorbereitungszeit auf Christus Geburt. Anfänglich hatte diese Zeit der Vorbereitung fünf oder sechs Wochen gedauert. Auf dem Konzil von Lerida im Jahr 524 wurde dann eine vier Wochen andauernde Fastenzeit festgelegt und angeordnet. Dabei sollte diese Zeit - ähnlich wie die Zeit vor Ostern - der Besinnung und dem Nachdenken dienen. Die traditionelle Kirchenfarbe für den Advent ist Violett, die für Trauer und Buße steht. Der ursprüngliche Fastengedanke der Adventszeit ist auch heute noch in Teilen vorhanden. - So ist der traditionelle Weihnachtskarpfen ein Relikt davon, da gerade für Zeiten des Fastens Fischgerichte vorgesehen waren.

Bei der Festlegung einer vierwöchigen Adventszeit ist dieses keineswegs willkürlich passiert. - Im Mittelalter war nämlich der Glaube weit verbreitet, dass die Erde 4000 Jahre vor der Geburt Christi geschaffen worden sei. Damit wurden die vier Adventswochen zum Symbol für die vier Jahrtausende, in denen die Menschen auf die Ankunft des Heilands warten mussten. 

Im Laufe der Zeit hat die Adventszeit einen starken Wandel durchlaufen. - Heute stellt der Advent eher eine Art des Feierns als eine Art des Fastens dar, was vor allem durch die verwendeten Farben Rot und Grün deutlich wird. - Die Farben des Advents haben teilweise ihre Ursprünge im heidnischen Glauben. Die Germanen stellten beispielsweise wintergrüne Pflanzen in ihre Häuser, um so Dämonen und böse Geister abzuwehren. Ein Brauch, der auch nach der Christianisierung aufrechterhalten wurde. Das Grün repräsentiert in den dunklen, kalten Nächten des Winters die Hoffnung auf Trost und Kraft. Mit Rot wird die Freude auf Jesu Geburt dargestellt. Darüber hinaus symbolisiert das Grün auch die Treue zu Christus und das Rot fungiert als Farbe des Blutes, das Jesus am Kreuz für die Menschheit vergossen hat.